Du trägst einen Schatz in dir Teil 1: Was wäre wenn...

Im letzten post habe ich dargestellt, dass und wie ich an die Wiedergeburt der Seele glaube. Unsere Seele will Erfahrungen machen. Auf dieser Ebene gibt es in dem Sinne keine guten und schlechten Erfahrungen: es sind in erster Linie einfach mal Erfahrungen. Und überdies können wir ja gerade an den Erfahrungen, die in unseren Augen "schlecht", "schlimm", "unerträglich" sind, letztendlich am meisten wachsen. Wenn wir es zulassen.

Auf diesem Hintergrund erscheint vielleicht plötzlich beispielsweise auch die Geschichte eines kleinen Kindes, das Leukämie hat, in einem anderen Licht, sind wir doch bei solchen Dingen immer schnell bei der Hand mit Gedanken wie "das ist so ungerecht" oder "wie hat das Arme das nur verdient" oder auch "das macht doch keinen Sinn".
Oder auch die Person, die jetzt am Covid 19 stirbt.
Doch, für unsere Seele macht es vielleicht Sinn.
Ich persönlich glaube, die Frage nach der Gerechtigkeit ist irreführend.
Das soll nun in keinster Weise das Elend, die Trauer und den Schmerz schmälern, die mit diesen Schicksalsschlägen einhergehen. Es IST schlimm. Es darf schlimm sein. Trauer darf und muss ihren berechtigten Raum haben. Aber es ist eine Sache, ob man trauert. Und eine ganz andere, ob man HADERT!
Die Betrachtungsweise ist eine andere. Denn wenn man vom Gedanken ausgeht, dass hier eine Seele ist, die diese ganz bestimmte Erfahrung machen möchte, erscheint mir ein solcher Schicksalsschlag in einem anderen, tröstlicheren Licht, ergibt es vielleicht einen Sinn, wo vorher keiner war!
Man mag sich fragen, ob es denn immer darum gehen muss, einen Sinn zu finden, in allem, im Leben, in jedem Moment, es kann auch anstrengend sein oder in die Irre führen. 
Es geht ja auch um eine Annäherung. Um eine mögliche Art der Betrachtung. Nicht um der Weisheit letzten Schluss. Bzw. um meine persönliche Betrachtungsweise, und ich bin, je älter ich werde, felsenfest überzeugt davon, dass alles in unserem Leben einen Sinn hat. Nichts geschieht umsonst. Das Meiste können wir aber in dem Moment, in dem es geschieht, nicht einordnen, nicht in Zusammenhang bringen, da einerseits unsere Sicht auf das Leben aus unserem kleinen "Ego" heraus eher beschränkt ist, und andererseits sich gewisse Dinge erst im Nachhinein als sinnvoll erweisen.
Was, wenn ein Baby, das zwei Monate nach der Geburt sterben wird, sich genau diesen Körper ausgesucht hat, um genau DIESE Erfahrung zu machen?
Vielleicht hat es in diesen zwei Monaten die grösste Liebe erfahren, die je möglich war, da seine Eltern über sich hinausgewachsen sind...was, wenn es genau diese Erfahrung der allumfassenden Liebe machen wollte...und seine Eltern ebenfalls?




Löwenzahn by SelinaDacy


Auf diesem Grundgerüst, dieser Weltanschauung oder dieser Überzeugung, wenn man so will, macht es für mich auch Sinn, dass wir unsere (schlimmen) Kindheitserfahrungen dazu nützen können, um zu wachsen und uns zu erweitern. Das sind unsere Challenges, die es zu meistern gilt, die wir uns ausgesucht haben, es sind unsere Startchancen in diesem Leben, die wir transformieren und nutzen können, um unsere Kraft zu entdecken und zu entfesseln.

Versuche einmal, deine Kindheit in diesem Licht zu sehen, auch wenn du nicht an die Wiedergeburt der Seele oder sowas glaubst.
Was, wenn du dir wirklich genau diese Eltern ausgesucht hast, weil deine Seele dadurch etwas Entscheidendes lernen und sich erweitern will?
Was, wenn jede einzelne dieser schmerzlichen Kindheitserfahrungen im Grunde einen riesigen Schatz an Wachstums- und Entwicklungspotential beinhaltet, und nicht dazu da ist, dich klein zu halten und in deiner Weltsicht einzuschränken? Ein Potential, das du bisher vielleicht, da noch nicht verarbeitet, noch gar nicht kennst und somit nicht ausschöpfen kannst?

Denke ich diesen Gedanken weiter, komme ich wieder zurück zur Frau Zurhorst, aber auch zu den vielen anderen Autoren, die den Umgang mit Schmerz und dessen Transformation beschreiben.
Schmerz ist blockierte Energie, du erinnerst dich (siehe post „Unsere leiblichen Eltern sind die Wurzeln unseres Baumes, ob es uns passt oder nicht")
Plötzlich klickt auch hier etwas ein. Plötzlich ergibt auch hier etwas Sinn, was vorher einfach nur schlimm, unverständlich, ungerecht und unfair war. Auch im Licht dieser Gedanken bekommen die schlimmen Dinge in deiner Biografie plötzlich einen völlig neuen Stellenwert. Alle diese Blockaden, Traumata, Schmerzen sind in Wahrheit vielleicht blockierte Energie, die du wieder freilegen musst, um in deine volle Kraft und auf den richtigen Weg zu kommen.


Vielleicht machst du für dich einfach mal das Gedankenspiel "was wäre wenn".
Ganz unverkrampft. Du verlierst ja nichts.
Dann mag dein Vater vielleicht immer noch ein schrecklicher Mensch sein, der dir schlimme Dinge angetan hat in deiner Kindheit, oder deine Schwiegermutter treibt dich zur Weissglut, oder dein Bruder oder deine Schwester waren immer "besser als du"...aber du bist plötzlich imstande, genau das als eine Transformationschance zu sehen. Erstens im Sinne von "was hat das mit mir zu tun"? und zweitens, um zu erkennen, wo blockierte Energie ist. Und wo du loslassen musst, damit sie frei wird.


Mohnblumen by SelinaDacy


Mohnblumen by SelinaDacy


An dieser Stelle muss ich noch auf etwas Wichtiges eingehen. Wenn ich schreibe "was hat das mit mir zu tun", meine ich damit nun nicht, dass ich darauf hindeuten möchte, dass alles, was in deiner Kindheit geschehen ist, "etwas mit dir zu tun hat", etwas in dir "falsch" ist und du quasi Schuld trägst dass alles so gekommen ist wie es gekommen ist.
In dieser Sache geht es nie um Schuld. Als Kind sind wir rein rezeptiv, wir können nicht rationalisieren oder etwas aus der Distanz betrachten. Wir nehmen einfach wahr, und reagieren auf das, was ist aus unserem kindlichen Empfinden heraus. Mein Gott, was habe ich daran herumgekaut, bis diese zwei Sachverhalte gesackt sind:
MEINE Wahrnehmung aus kindlicher Perspektive ist wahr und darf SEIN. Ich konnte es damals nicht anders wahrnehmen.
Mein Erwachsenen-ICH sieht dann plötzlich die Zusammenhänge, erkennt vielleicht, dass die Eltern einfach nicht anders konnten, weil sie selbst von ihren Eltern nichts anderes erfahren haben. Weil sie selbst im Mangel waren und einfach das weitergegeben haben. Da ist die Gefahr gross dass man beginnt das kindliche Empfinden zu relativieren und sich die Gefühle nicht zugesteht, die das Kind in der Kindheit fühlte (zu kurz kommen, immer hintenan stehen, nur für Leistung geliebt werden oder was auch immer es dann ist.)
Aber:
Es gibt zwei Perspektiven und beide sind wahr. Der Schmerz des Kindes, das du warst, darf sein und ist real, weil das damals deine Realität war. Und aus der Erwachsenenperspektive kannst du dich daraus befreien, den Schmerz loslassen und deinen Eltern vergeben, weil sie nicht zu mehr in der Lage waren.


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