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Es werden Posts vom März, 2020 angezeigt.

...Und dann diese Fragen nach der Herkunft!

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Wie geht es euch Adoptierten (oder auch euch, die ihr in einem anderen Land geboren seid und nun in der Schweiz lebt) damit, quasi zwei Nationalitäten zu haben, in gewissem Sinne in zwei Ländern verwurzelt zu sein? Tut ihr euch schwer damit? Oder wollt ihr einfach zu einem Land dazugehören? Fühlt ihr euch gar dem einen Land zugehörig und lehnt das andere ab? Ich persönlich wollte ganz lange einfach Schweizerin sein. Punkt. Das ging so weit dass ich meiner neuen Gastfamilie in England, bevor ich für drei Monate bei ihnen wohnte, vorsorglich in einer e-mail den kuriosen Satz schrieb: "So apart from my appearance I'm not indian at all." pixers.ch Gopf!!!!! Wie wenn ich mich insgeheim dafür geschämt hätte, indisch zu sein. Wir wollen ja alle irgendwie irgendwo dazugehören. Das ist ein menschliches Grundbedürfnis, denn der Mensch ist ein soziales Wesen und kann nicht ohne die anderen. Durch die anderen fühlt er sich geliebt, bestätigt, gesehen und ang

Runde 55, die finale Verarbeitung der Verlustangst

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Für Hartgesottene. Ich wünsche eigentlich niemandem, dass er/sie die Verlustangst, oder die Bindungsangst, oder eine andere Angst, die mit unserem Adoptionstrauma zusammenhängt, auf diese Art verarbeiten muss.  Ich glaube, nur dadurch, dass ich mich schon über längere Zeit in dieser Krise befand, schon einiges durchgestanden und überlebt hatte, war ich fähig, diese krasseste aller Hürden zu nehmen.  Naja, und irgendwo habe ich gelesen, dass das Leben einen dann mit der Verarbeitung konfrontiert, wenn man stark genug ist dafür. Wow. Okay. Zwei, drei, vier Wochen lang musste ich da durch. Der Wahnsinn.  Die konzentrischen Kreise, in denen Erkenntnisse in mich hineinsackten, bezogen sich auch auf die Art und Weise, wie ich immer mehr zum harten Kern, zur grössten Angst, zur grössten Wunde in mir vordrang. Dabei war es eher ein passiver denn ein aktiver Prozess. Ich wurde dahin geschubst. ES schubste mich. Ob ich wollte oder nicht.  Der Auslöser? Der vorübergehende Verlust e

Mama

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Meine leibliche Mutter hat mich in den ersten fünf Lebensmonaten gestillt. Die Psychologin, bei der dieser Teil meiner Geschichte Thema war, sagte später, meine Mutter habe mir in diesen 5 Monaten ihre ganze Liebe mitgegeben, die reiche aus für ein ganzes Leben und das Ausmass sei unendlich. Eine liebe Freundin sagte mir später, unabhängig von dieser Psychologin, genau dasselbe. Ganz intuitiv. Irgendwie fand ich das faszinierend. Es lag viel Trost darin. Das Kinderheim in Panjim, Goa, wo ich die ersten fünf Monate meines Lebens verbrachte Und trotzdem...ich war ihr entrissen worden. Quasi von der Mutterbrust weg. Von einem Tag auf den anderen war mir das Liebste, was ich auf der Welt hatte, weggenommen worden.  Eine unglaublich traumatische Erfahrung. Die Gratwanderung, auf die man sich begibt wenn man in dieses Thema eintaucht ist immens. Die Schuldgefühle, die da begleitend (bei mir) aufsteigen sind nicht minder immens. Manchmal scheint es mir als zerreisse es mich zw

Ne me quitte pas...

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Ich weiss ja nicht wie es euch geht. Ich war mein halbes Leben lang ganz woanders als bei „die Welt ist nur ein Spiegel.“ Die Welt war für mich ein (oft recht widriger) Ort an dem einem (teilweise sehr schlimme) Sachen passieren können die man meist nicht im Geringsten beeinflussen kann. Der Alltag kann (ziemlich öde und) langweilig sein aber daran ist nun mal nichts (oder nicht sehr viel) zu ändern. Äaah... Nein. Happy? Ich war kein Mensch der jeden Tag mit einem Lächeln aufstand und sich freute auf alles was an diesem Tag passieren könnte. Ich hatte den Pessimismus quasi gepachtet. Die Depression ebenfalls.  Es regnete draussen? Scheisswetter. Natürlich hat man (ich) da schlechte Laune. Die Prüfung ist in die Hosen gegangen und der Blick des Mathelehrers reichte, um mich zum Zwerg schrumpfen zu lassen vor Scham? Das alles vielleicht am selben Tag, an dem es eben regnete, ich auch noch den Bus zum Gymnasium verpasst hatte und meine beste Freundin so gemein zu mir war, das

Der Raum zwischen "Nicht mehr" und "noch nicht"

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Am letzten Sonntag bin ich auf meinem Spaziergang, den ich mit einem Augenzwinkern meine „Gehmeditation“ nenne, auf diesen Baum gestossen. Er lag nicht auf meinem Weg, sondern links davon, ein kleines Stück in den Wald hinein. Spontan war ich einem Impuls gefolgt, den Weg kurz zu verlassen. Und da lag er.  Mit hellgrünem, weichem Moos überwachsen, teilweise schon etwas vermodert, in den mit dürrem Laub übersäten Waldboden eingebettet wie für die Ewigkeit. Ich berührte das Moos mit meinen Händen, kletterte schliesslich auf den umgestürzten Stamm und balancierte darauf, wie es Kinder liebend gern tun. Dann setzte ich mich hin, und die Gedanken sprudelten nur so.        Etwas Altes muss sterben, damit etwas Neues kommen kann. Im Grunde eine Binsenweisheit, doch dieser Baum, der da gestorben war und nun eine Art neue Daseinsform erlangt hatte (Nährboden für Moos, Flechten und Baumpilze, Lebensraum für Insekten und kleine Waldtiere wie Mäuse oder Igel) rückte dieses Thema,