Zieh Leine du lästige Krise! oder: why on earth brauch ich die?

In vielen meiner posts nähere ich mich ja dem Phänomen "Krise" an. Umschreibe, wie es dazu kommen kann. Beschreibe meine eigenen Erfahrungen damit.

Vielleicht sollte ich einmal zusammenfassen, als was ich eine Krise heute begreife.
Einer Krise haftet irgendwo immer noch der "Makel" an. Das Unangenehme. Eine Krise will niemand. In unserer Spass- und Leistungsgesellschaft mutet sie schon fast bedrohlich an oder ist verpönt: auf dass möglichst niemand in eine Krise gerät, die ihn in seiner Leistungskraft einschränken oder gar vom Arbeitsmarkt fernhalten könnte. 

Krise geht meist einher mit grossem Schmerz, grosser Unsicherheit, grosser Angst oder allem zusammen. Mit Erschöpfung und depressiver Stimmung. Oder auch mit Versagens- und Ohnmachtsgefühlen. Dies sind Gefühle, die wir meist nicht haben wollen, da sie unangenehm und negativ konnotiert sind. Wir laufen vor ihnen davon. Wir betäuben sie mit Alkohol (Herzschmerzwhisky?) oder versuchen uns abzulenken. 
Dabei ist es so GUT dass all das an die Oberfläche kommt, was in einer Krise eben an die Oberfläche kommt. Je mehr es schmerzt, desto grösser war die Verdrängung. Desto weniger passte dein bisheriges Leben zu dir. Desto mehr (alte) Verletzungen wollen geheilt werden. Und desto genauer müssten wir hinschauen.

Ich habe es an anderer Stelle schon erwähnt:


Eine Krise ist nichts anderes als ein Wecker. Ein Warnlämpchen, das dir zeigen will, dass du dem falschen Weg folgst. Je heftiger die Krise, desto mehr musst du hinschauen. Oder aufwachen. Oder beides.
Wenn du nicht hinschaust, ist es in etwa so, wie wenn du aus deinem Auto die Benzinfüllstandsanzeige ausbauen würdest, wenn sie "leer" anzeigt, anstatt dies als Aufforderung zu begreifen, tanken zu gehen. Würde sich dadurch was am Benzinfüllstand ändern?

Eben.

Also Hinschauen.
Und vor allem HinFÜHLEN! Die Gefühle und Ängste wollen gesehen werden, gefühlt werden, indem du sie endlich annimmst und nicht mehr wegdrückst, gibst du ihnen die Chance sich zu verwandeln, und indem sie sich verwandeln machen sie die Sicht frei auf das was hinter ihnen verborgen lag. Nämlich Kraft, Lebensfreude, Energie, die komplett blockiert war. 
Dazu musst du aber den Fokus verändern. Erst einmal kapitulieren und aufhören zu strampeln. Letztendlich geht es um eine neue Sichtweise der Dinge. Die Krise schubst dich wieder auf Kurs, wo du von ihm abgekommen bist. Die Krise hilft dir, näher zu dir selbst zu kommen, zu deiner eigentlichen Bestimmung, Berufung und Erfüllung. Wenn du beispielsweise den Job verloren hast und dein Partner dich auch noch verlässt, sind wir subito zur Stelle mit "das Leben spielt mir verdammt übel mit! Womit hab ich das verdient?"

Vielleicht hilft es, zu versuchen, in einem grösseren Zusammenhang zu denken.
Mir hilft das, das momentane Problem von meinem kleinen Ich zu entkoppeln und Entspannung reinzubringen. 
"Aha, diese Erfahrung, auch wenn sie schmerzt oder sehr unangenehm ist, ist gerade wichtig für meine Entwicklung."
Und noch immer kam es nach einer Krise, einer Blockade, eines Tiefs wieder besser, oft sogar viel besser als je zuvor. Die Pendelbewegung des Lebens. Verlagere den Fokus. Vielleicht kannst du (irgendwann nach einer gewissen Zeit) erkennen, dass dein Job im Grunde gar nicht zu dir gepasst hat, du schon viel zu lange einfach nur noch funktionierst, aber total ausgelaugt bist...und die Beziehung? Vielleicht wartet ja einfach etwas viel Besseres auf dich? Oder vielleicht ist genau diese Erfahrung des Verlassenwerdens gut, um endlich zu ganz altem Schmerz in dir vordringen zu können und ihn anschauen und loslassen zu können?

Durch das Vertrauen ins Universum fühle ich mich eingebettet ins Grosse Ganze. Alles ist mit allem verbunden. Und wenn mein kleines Ich die Lösung noch nicht findet, darf ich mich öffnen und um Hilfe bitten, und wenn ich offen bin und mit wachen Augen durch die Welt laufe, werde ich Zeichen und Hinweise entdecken, wie es weitergehen könnte.




by SelinaDacy



All diese Annäherungen klingen auf den ersten Blick wie abgegriffene Floskeln, sinnentleerte Durchhalteparolen oder noch schlimmer, wie krampfhaft positives Denken.
Ich schreibe sie allerdings aus keinem dieser Gründe. Die Veränderung der Betrachtungsweise soll  vor allem eins bewirken: vom Hadern wegzukommen!
Dir den Drive zu geben, mit frischem Mut weiterzumachen, anstatt in der Depression zu versinken. Denn Hadern nützt nichts. Hadern lässt dich auf der Stelle treten und verzweifeln. Hadern blockiert alle Wege, die sich vor dir auftun würden. Hadern bewirkt vor allem eins: dass du dich noch schlechter fühlst als sowieso schon, in der Vergangenheit bleibst und einer verheissungsvollen Zukunft noch nicht einmal die Chance einräumst, sich zu manifestieren. 
Ich glaube einfach dass immer noch sehr viele Menschen Krisen nicht als das begreifen, was sie effektiv ist.
Denn im Moment der Krise hast du eigentlich die Wahl: 
Erkenne ich die Chance darin und nutze die Krise um einen turnaround zu machen in meinem Leben?
Oder bleibe ich in der Opferrolle und gebe auf und versinke in der Depression?

"Das Leben spielt mir einfach übel mit".
"Ich hatte nie Glück im Leben."
"Ich habs nicht leicht gehabt."
"Warum immer ich?"
"Allen anderen gelingt viel mehr als mir."


Kommen dir solche Sätze bekannt vor?
Sie alle kommen aus der Mangelperspektive. Und aus der Opferhaltung. 
Zugegeben: es ist auch ehrlich nicht leicht, die Fülle zu erkennen, wenn einem alles um die Ohren fliegt, wenn vertraute Sicherheit dahinschwindet und einem bedrohlichen Strudel aus Angst, Versagensgedanken, Orientierungslosigkeit und Beklemmung weicht. Es ist in solchen Momenten auch für mich alles andere als leicht, den Glauben daran nicht zu verlieren, dass dieses Chaos der Gefühle in mir mir nützt und nicht schadet.

Ebenfalls nicht leicht ist es, die Krise "lesen" zu lernen. Vielleicht erkennst du nicht, was die Krise oder das Problem dir sagen will. Das braucht Zeit. 
Ich bin, genau wie du auch, auf dem Weg, ich lerne, jeden Tag, und alles was ich schreibe habe ich selber durchlebt und durchlitten und ich weiss haargenau wovon ich spreche und kann euch sagen: wenn ihr den Weg der Chance wählt, und nicht den der Depression, werdet ihr mit Dingen belohnt, von denen ihr mitten in der Krise noch nicht mal zu träumen gewagt hättet. Das sind keine leeren Parolen. Ich erfahre es gerade am eigenen Leib. 

Ich bin überzeugt davon, dass wir im Leben immer wieder Dinge und Menschen bzw. Situationen in unser Leben ziehen, an und mit denen wir etwas lernen oder ein bestimmtes Thema lösen können. Ich bin auch überzeugt davon, dass das Leben uns in irgendeiner Art und Weise immer wieder die gleiche Aufgabe präsentieren wird, bis wir sie endlich angenommen und verstanden und gelöst haben. Wenn wir nicht mehr mit der Haltung "Fuck dieses Problem will ich nicht haben das geht mir auf den Geist" oder "wenn dieser Mensch nicht in meinem Leben wäre, wäre ich viel glücklicher" herangehen, sondern die ganze Geschichte umdrehen (zu was dient mir diese Erfahrung?) dann können wir die momentane Situation, an der wir uns vielleicht die Zähne ausbeissen, mit einer neuen Art von Neugier betrachten.
Um was gehts hier? Wo muss ich wachsen und vielleicht etwas Altes loslassen?
Wo muss ich mitten in eine Unsicherheit hinein, um neue Sicherheit zu gewinnen? Welchen Schmerz gilt es anzunehmen und zu verwandeln?
Denn da wo es am meisten schmerzt, liegt das grösste Wachstums- und Veränderungspotential. Auch wenn wir erstmal sehr schnell und treffsicher projizieren und denjenigen verteufeln, der den Finger in die Wunde bohrt. Dann ist dieser Mensch das Arschloch, der Böse, der der uns schaden will oder uns das Leben zur Hölle macht. Das stimmt aber nicht einmal im Ansatz.


Behalte also einfach immer fest im Hinterkopf:

Deine Krise ist nicht das Ende. Sie ist der Anfang von etwas Neuem, Besserem. 


Aber du hast es in der Hand ob es Realität wird!

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