7,8 Milliarden verschiedene Realitäten



Aquarell by SelinaDacy

Dieses Bild in Aquarelltechnik hatte ich vor einiger Zeit gemalt und gepostet mit dem Titel:

Zwiegespräch 2 

nonverbal.

Ich mag Seepferdchen sehr gern. Ich finde sie irgendwie geheimnisvoll, und ich liebe es diese Tierchen anzuschauen. Zart, fragil, bezaubernd, in einer vollkommen anderen Welt und Realität lebend als wir. Aufrecht im Wasser schwebend. Wie wohl "die Welt" aus ihrer Sicht aussieht? Sie leben in "unserer Welt" und doch in einem ganz eigenen Universum. Sie kommunizieren im biologischen Sinne mittels Klicklauten. Das "nonverbal" des Titels steht einfach im Kontrast zu uns Menschen, die verbal kommunizieren.

Warum ich dieses Bild hier an den Anfang setzen möchte: weil es die Themen "Realität" und "Kommunikation" für mich auf eine besondere Art vereint, um die es in diesem Artikel gehen soll. 

Inspiriert durch einen Post von Maxim Mankevich (die Köpfe der Genies: https://akademie.maximmankevich.com/ )den ich vor einiger Zeit auf Instagram (maxim.mankevich) gelesen hatte, möchte ich in diesem Artikel noch einmal auf etwas eingehen, was ich schon im Artikel "Ne me quitte pas" (https://adoptiertundhappy.blogspot.com/2020/03/ne-me-quitte-pas.html) erwähnt habe und was ich als etwas vom Wichtigsten überhaupt erachte:


Jeder Mensch kreiert sich tagtäglich seine eigene Realität!


Dies war Maxims post vom 9. Mai auf Instagram:



Wir alle nehmen das, was im Aussen geschieht, wie durch einen Filter wahr, der sich zusammensetzt aus Prägungen, vergangenen Erfahrungen, Verhaltensmustern, Ängsten, Traumata usw. Daraus konstruieren wir Wirklichkeit. DIE eine Wirklichkeit gibt es somit gar nicht.

Maxim Mankevich ist Experte für Erfolgswissen, spricht 6 Sprachen und wurde bei Greator zum "jüngsten Trainer aller Zeiten." Er betreibt unter anderem sein Herzensprojekt die "Genie-Akademie". Es lohnt sich meiner Ansicht nach, sich seinen Content näher anzusehen. 

Maxim schreibt in seinem Post:

"Menschen existieren auf unterschiedlichen Bewusstseinsebenen und nehmen die Realität immer nur in Relation zu der Ebene, auf der sich ihr Bewusstsein befindet, wahr."

Die 17 Bewusstseinsebenen, von denen er spricht, gehen auf den amerikanischen Mystiker, Arzt, Psychiater, spirituellen Lehrer und Autor David Ramon Hawkins zurück. Ich werde sie des Verständnisses und der Vollständigkeit halber kurz erläutern, mir geht es aber nicht hauptsächlich darum. 

Meist hält sich jeder von uns in seinem Alltag auf 3-4 verschiedenen Levels bzw. Ebenen auf, oder je nach Lebensbereich auf einer anderen Stufe, und es ist eher nicht möglich, von einer niedrigeren Stufe sehr abrupt auf eine sehr hohe Stufe zu gelangen, ausser durch lebenserschütternde Ereignisse.

Auf dem Blog MyMonk (https://mymonk.de/von Tim Schlenzig habe ich eine anschauliche, wirklich lesenswerte Darstellung über die Bewusstseinslevels gefunden (https://mymonk.de/die-17-bewusstseins-stufen/).

Und Tim schreibt so erfrischend: 

"Die Stufen sind kein spiritueller Schwanz- oder Brustvergleich, kein "ätsch, ich bin weiter als du" und auch kein Sekten-Schwachsinn. Sondern ein einfaches, aber mächtiges Werkzeug, das Dir dabei helfen kann, besser zu verstehen:

- Wo du selbst und deine Mitmenschen im Leben stehen

- Was dich antreibt oder aufhält

- Welche Stufen du als nächste anstreben kannst (man kann kaum direkt von einer niedrigen zu einer sehr hohen Stufe springen.)"

Die 17 Bewusstseinslevels sind:

Scham, Schuld, Apathie, Trauer, Angst, Begehren, Ärger, Stolz, Mut, Neutralität, Bereitschaft, Akzeptanz, Verstand, Liebe, Freude, Frieden und Erleuchtung.

Je nach Quelle sind sie noch etwas anders formuliert.

Nicht alle Menschen befinden sich erstens auf demselben Bewusstseinslevel (und merke, da gibt es, wie auch Tim schreibt, kein richtig oder falsch, weiter oder weniger weit, erleuchteter oder weniger erleuchtet, oder gar einen Wettkampf, sondern es geht letztendlich darum, ein Miteinander zu finden aus den ganz verschiedenen Stufen des Bewusstseins heraus).

Und zweitens kreiert eben jeder Mensch innerhalb seines Bewusstseinslevels auf konstruktivistische Art seine Realität gemäss seinen Glaubenssätzen, Prägungen und Gedanken.

Kannst du dir vorstellen, dass die "Realität" für einen Menschen eine andere ist, wenn er sich in den Levels "Scham, Schuld, Apathie" befindet, als für einen Menschen, der sich mehrheitlich in Liebe, Freude, Frieden bewegt? Dass diese beiden Menschen ein und dieselbe Situation vollkommen anders wahrnehmen und bewerten?

Sicher kennen viele den (eher negativ behafteten) Satz "er/sie lebt halt in ihrer eigenen Realität." Was soviel heissen soll wie...ja, wie was eigentlich? Dass diese Person sich nicht an den "mainstream" hält? Ihren eigenen Wahrheiten folgt? Nicht ganz gescheit ist? Sich eine "Scheinwelt" konstruiert hat und sich da hineinflüchtet?

Äh. Letztendlich tut das jeder. 

Warum?

Wenn es das Resonanzgesetz gibt, das besagt, dass man das anzieht, was man ausstrahlt...spiegelt also unsere äussere Welt unsere innere Welt. Das, was ich in meinem Leben vorfinde, spiegelt mir, was ich über das Leben denke und was ich ausstrahle. Wenn ich mein Inneres verändere, Verletzungen heile, Traumata bearbeite, neue Gedanken denke, mir ein neues Mindset aneigne...ziehe ich im Aussen neue Dinge in mein Leben. Die dann wiederum meine Realität formen. Das kannst du selbst immer wieder erleben. Ich habe es während meiner Transformation erlebt und erlebe es tagtäglich immer wieder neu. Ich ziehe IMMER das an was meinen inneren Überzeugungen entspricht. Diese Überzeugungen wiederum speisen sich aus Prägungen, Konditionierungen, Glaubenssätzen und Denkmustern und geben mir ein Gefühl von "so ist die Welt."

Für jemanden, der andere Prägungen hat aus der Kindheit, andere Glaubenssätze in sich trägt und ein anderes Mindset hat, ist die Welt eine andere. Er sieht andere Möglichkeiten. Denkt andere Gedanken. Manifestiert somit im Aussen etwas anderes. 

Sehr anschaulich wird es auch, wenn zwei Menschen in ein und demselben Bild etwas völlig Unterschiedliches wahrnehmen. So geschehen bei diesem Foto, in dem ich ein "Himmelsviadukt" sehe 😊 während Irina Korn, meine wundervolle Logodesignerin, kommentierte: "Der Himmel hat eine Narbe."

Was siehst du?

Möglicherweise noch einmal etwas anderes?


Foto by SelinaDacy

Doch ist es uns im Alltag, im Gespräch mit den Mitmenschen wirklich bewusst? Wenn es darum geht, Reaktionen richtig einzuordnen, das Gegenüber zu verstehen, verschiedene Meinungen stehen lassen zu können ohne darauf zu beharren, ums Verrecken Recht zu haben? Wenn wir so schnell bei der Hand sind mit "was für ein Vollidiot" und anderen Nettigkeiten?

Denn da entscheidet es sich letztendlich so oft, ob man auf Abwehr schaltet, dem anderen Unverständnis, Starrsinn, Naivität, "Realitätsverlust" oder was auch immer an den Kopf wirft, oder ob man mit diesem obengenannten Wissen im Hinterkopf auf eine Ebene der Öffnung und des Verständnisses schaltet.

Man kann es auch einfacher ausdrücken: Jeder Mensch konstruiert sich seine eigene Blase und lebt in ihr und setzt alles was er sieht, erfährt und erlebt, in Relation zu dieser Blase. Was ausserhalb der Blase ist, kann er nicht oder nur schwer wahrnehmen bzw. erst dann, wenn er anfängt, seine Glaubenssätze und Muster zu hinterfragen und umzubauen. 

Ich finde es so unglaublich wichtig das zu verstehen. Mir ist der Konstruktivismus erst im Studium begegnet. In der Tat sollte er schon jungen Kindern auf kindgerechtem Niveau beigebracht werden. 

Maxim schreibt oben so schön: 

"Ein absolut identisches Ereignis, dieselbe Situation, wird von jedem von uns anders wahrgenommen und führt dementsprechend in der Interpretation der Lage zu einer anderen Wahrheit. 

Es gibt ca. 7,8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten und mindestens genauso viele unterschiedliche Realitäten. 

Wenn wir uns dessen bewusster werden, dass jeder Mensch in einer eigenen Realität lebt, können wir anfangen, mehr Verständnis für unsere Mitmenschen zu haben."

Ja, auch und gerade zum Beispiel ein Donald Trump lebt in seiner eigenen Realität. Das heisst nun nicht dass wir alles gut und okay finden müssen, was er angerichtet hat, überhaupt nicht - aber es verändert die Perspektive. Auf ihn und das was er tut oder getan hat.

Für mich war der Konstruktivismus etwas vom Wertvollsten, was ich in meinem Studium an der pädagogischen Hochschule gelernt habe.

Denn wenn du verstehst, dass der jeweilige Mensch gerade gar nicht anders KANN, als so zu reagieren wie er gerade reagiert, weil er eben die Realität aus seiner Bewusstseinsstufe und Blase heraus ganz anders wahrnimmt, kann ein ganz neuer Dialog entstehen. Dann geht es nicht mehr primär um Dinge wie "der checkt aber auch nichts" oder "warum sieht er denn das nicht das ist doch so offensichtlich" oder "diese Meinung ist indiskutabel", sondern dann geht es eher um Annäherung. Um "warum siehst du das so? Spannend. Erzähl mir davon." Oder um "ich sehe das anders weil ich die und die Erfahrung gemacht habe, vielleicht kann ich aber von deiner Erfahrung profitieren und du von meiner und wir kommen gemeinsam weiter?"

Dieser Post soll einerseits eine Inspiration für dich sein, herauszufinden, auf welcher Stufe oder welchen Stufen du dich in deinem Leben gerade befindest, und andererseits ein Appell zu noch mehr Verständnis untereinander, mehr Leichtigkeit und weniger Bekämpfung des "Andersseins" von anderen, und letztendlich ist es ein kleiner Beitrag zu mehr Frieden und friedlichem Miteinander.

So sind wir also vom Seepferdchen über die Bewusstseinslevels hin zur Konstruktion von Realität gelangt. Ein nicht alltäglicher Bogen. Aber ich denke, auf einem persönlichen Blog ist das okay :-).


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